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15. September 2025

Deutschland stimmt den Ausbau erneuerbarer Energien mit dem langsameren Netzausbau ab, um die Kosten zu senken.

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15. September 2025

Deutschland stimmt den Ausbau erneuerbarer Energien mit dem langsameren Netzausbau ab, um die Kosten zu senken.

Deutschland wird den Ausbau erneuerbarer Energien an den hinterherhinkenden Netzausbau anpassen und seine Wasserstoffziele senken, um die Kosten der wegweisenden Energiewende zu reduzieren. Bei der Vorstellung des mit Spannung erwarteten „Realitätschecks“ zur Energiewende erklärte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, dass die Regierung künftig neben der Nachhaltigkeit stärker auf Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit achten werde. Branchenverbände begrüßten den Bericht und betonten, dass die im Bericht genannten energiepolitischen Prioritäten notwendig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Umweltorganisationen hingegen kritisierten, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen die Abhängigkeit des Landes von fossilen Brennstoffen erhöhen würden.

Deutschland wird einige ihrer ehrgeizigen Energiewende-Ziele senken – als Reaktion auf den lang erwarteten „Realitätscheck“-Bericht, der darauf abzielt, die Kosten zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit der angeschlagenen Industrie zu verbessern. Das Land wird den Ausbau von Wind- und Solarenergie, Batteriespeichern und Wasserstoff-Elektrolyseuren an den langsameren Fortschritt des Stromnetzausbaus anpassen, erklärte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Künftige erneuerbare Energieprojekte sollen „netzfreundlich“ sein, um sicherzustellen, dass jede erzeugte Kilowattstunde Strom tatsächlich genutzt wird und neue Kapazitäten dort entstehen, wo sie sinnvoll sind, sagte Reiche. Systemkosten sollen künftig eine entscheidende Rolle in der Energiepolitik spielen – wichtiger als die reinen Kosten der Erneuerbaren.

Die Ergebnisse des „Realitätschecks“ zur Energiewende werden die Grundlage für die künftige Politik der Regierungskoalition bilden, bei der Kosteneffizienz ebenso wichtig sein soll wie Versorgungssicherheit und Klimaziele. Reiches Ministerium stellte dazu eine Liste von zehn „zentralen Maßnahmen“ vor, die umgesetzt werden sollen.

„Energiepolitische Entscheidungen dürfen nicht zu Fehlinvestitionen oder Überregulierung führen, sondern müssen sich am Markt, an technologischer Vielfalt und an Innovation orientieren“, sagte Reiche. Öffentliche Mittel sollen künftig gezielter in erneuerbare Energien fließen. So sollen beispielsweise Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Anlagen auf Dächern schrittweise entfallen, da sich diese in Kombination mit Batteriespeichern „auch ohne Förderung rechnen“.

„Die bisherigen Erfolge beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind offensichtlich und eine große Leistung für Deutschland – doch die nächsten Schritte werden deutlich schwieriger“, warnte die Ministerin. Sie wies darauf hin, dass Erneuerbare bereits heute oft mehr Strom erzeugen, als gebraucht wird, während in Zeiten mit wenig Wind und Sonne fossile Kraftwerke einspringen müssen. Dies führe zu hohen Systemkosten für Verbraucher und gefährde die Wettbewerbsfähigkeit.

Bericht: Deutschland kann die Kosteneffizienz der Energiewende steigern
Mit dem wachsenden Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien müssen Stromsysteme so umgestaltet werden, dass die Versorgung jederzeit gesichert ist. Dafür sind Investitionen in Übertragungs- und Verteilnetze, Speicher, Reservekapazitäten, Verbindungen zu Nachbarländern sowie Maßnahmen zur Förderung flexibler Stromnachfrage notwendig. Je besser diese Systeme aufeinander abgestimmt sind, desto niedriger können die Gesamtkosten ausfallen.

Der Bericht, erstellt von der Beratungsfirma BET und dem Wirtschaftsforschungsinstitut EWI, schlägt zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung vor – etwa eine bessere Koordination von Stromerzeugung und -verbrauch sowie eine stärkere Nutzung flexibler Verbrauchsoptionen.

„Klimaneutralität zu erreichen wird extrem teuer und komplex sein – deshalb kann eine effizientere Nutzung öffentlicher Gelder die Erfolgschancen erhöhen“, sagte Alexander Kox, Geschäftsführer von BET Consulting.

Einspeisevergütungen für Erneuerbare sollen Gewinnbegrenzung enthalten
Deutschland muss seine Fördermechanismen für erneuerbare Energien an die EU-Strommarktvorgaben anpassen. Förderinstrumente sollen künftig eine Rückzahlungsverpflichtung enthalten, um Überförderung zu vermeiden. Künftige Projekte sollen auf Preissignale reagieren und die Produktion bei Stromüberschuss reduzieren – etwa indem Vergütungen bei negativen Strompreisen entfallen.

Bis 2027 will die Bundesregierung einen „technologieoffenen“ Kapazitätsmarkt einführen, um sicherzustellen, dass ausreichend Reservekraftwerke für Zeiten mit wenig Wind und Sonne bereitstehen. Dabei will sich Deutschland an Erfahrungen anderer EU-Länder orientieren.

Zudem soll die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten beim Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze verstärkt werden. „Wir werden energiepolitische Grenzen in der EU überwinden und das große Kostensenkungspotenzial eines stärker integrierten europäischen Energiesystems nutzen“, erklärte das Ministerium.

Hinsichtlich der Wasserstoffstrategie kündigte das Ministerium an, übermäßig komplexe Regelungen – etwa die EU-Definition von „grünem Wasserstoff“ – zu vereinfachen und durch pragmatische Kriterien zu ersetzen. Niedrigemissions-Wasserstoff solle gleichbehandelt werden. Da sich der Wasserstoffmarkt nicht wie erwartet entwickelt habe, werde Deutschland das Ziel, bis 2030 zehn Gigawatt Elektrolyseleistung aufzubauen, aufgeben und durch ein flexibles Ziel ersetzen.

Industrie und Klimaschutzorganisationen reagieren gemischt
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bezeichnete den Bericht als notwendig, um die Energiewende „wieder auf Kurs zu bringen – sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Wettbewerbsfähigkeit“.

„Das 10-Punkte-Papier von Ministerin Reiche bildet die Grundlage für deutliche Effizienzsteigerungen im Energiesystem, die nun zügig umgesetzt werden müssen“, so der Verband.

Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßte den Bericht und sprach von dringend nötigen Anpassungen der Energiepolitik. Der Fokus müsse sich vom reinen Ausbau hin zu mehr Qualität verschieben.

Die Initiative German CEO Alliance for Climate and Economy nannte die im Bericht enthaltene Prognose eines geringeren Stromverbrauchs ein „alarmierendes Signal“, da sie auf eine fortschreitende Deindustrialisierung hindeute. Eine Senkung der Ausbauziele für Erneuerbare sei der falsche Weg – nötig seien mehr Investitionen in effiziente Ausbauprozesse, Batterien, Smart Meter, Wasserstoff sowie die Elektrifizierung von Wärme und Verkehr.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, die Regierung wolle die Energiewende zwar kosteneffizient gestalten, ignoriere dabei aber langfristige Kosten und Klimaschäden. „Anstatt die dringend nötige Transformation entschieden voranzutreiben, droht der Monitoring-Bericht zum Hebel für energiepolitische Rückschritte zu werden“, sagte Greenpeace. Die Deutsche Umwelthilfe warf dem Ministerium vor, mit der Verlangsamung des Ausbaus der Erneuerbaren und der stärkeren Fokussierung auf Gaskraftwerke „eine fossile Agenda statt eines Realitätschecks“ zu verfolgen.

Erneuerbare sollen bis 2030 80 % des Stromverbrauchs decken
Bereits Anfang des Jahres hatte Ministerin Reiche den „Realitätscheck“ angekündigt, um die Kosten der Energiewende zu begrenzen und Prognosen für den künftigen Energiebedarf sowie die Ausbauziele von Netzen und Erneuerbaren zu aktualisieren. Ihrer Ansicht nach sei der bisherige Ausbau zu wenig auf Kosteneffizienz ausgerichtet gewesen – der Bericht solle helfen, die Energiepolitik „neu zu orientieren“.

Die vorherige Regierung hatte den beschleunigten Ausbau von Wind- und Solarenergie ins Zentrum ihrer Politik gestellt, um den Übergang zu klimaneutralem Strom zu schaffen und frühere Versäumnisse aufzuholen. Der steigende Anteil erneuerbarer Energien führt jedoch zu mehr Eingriffen ins Stromnetz – mit höheren Systemkosten, die letztlich von den Verbrauchern getragen werden.

Deutschland hält weiterhin an dem Ziel fest, bis 2030 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken und bis spätestens 2038 nach dem Kohleausstieg eine nahezu klimaneutrale Stromversorgung zu erreichen.


15 Sep 2025, 13:19 Sören AmelangCarolina Kyllmann| Germany

Quelle: cleanenergywire

Deutschland wird einige ihrer ehrgeizigen Energiewende-Ziele senken – als Reaktion auf den lang erwarteten „Realitätscheck“-Bericht, der darauf abzielt, die Kosten zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit der angeschlagenen Industrie zu verbessern. Das Land wird den Ausbau von Wind- und Solarenergie, Batteriespeichern und Wasserstoff-Elektrolyseuren an den langsameren Fortschritt des Stromnetzausbaus anpassen, erklärte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Künftige erneuerbare Energieprojekte sollen „netzfreundlich“ sein, um sicherzustellen, dass jede erzeugte Kilowattstunde Strom tatsächlich genutzt wird und neue Kapazitäten dort entstehen, wo sie sinnvoll sind, sagte Reiche. Systemkosten sollen künftig eine entscheidende Rolle in der Energiepolitik spielen – wichtiger als die reinen Kosten der Erneuerbaren.

Die Ergebnisse des „Realitätschecks“ zur Energiewende werden die Grundlage für die künftige Politik der Regierungskoalition bilden, bei der Kosteneffizienz ebenso wichtig sein soll wie Versorgungssicherheit und Klimaziele. Reiches Ministerium stellte dazu eine Liste von zehn „zentralen Maßnahmen“ vor, die umgesetzt werden sollen.

„Energiepolitische Entscheidungen dürfen nicht zu Fehlinvestitionen oder Überregulierung führen, sondern müssen sich am Markt, an technologischer Vielfalt und an Innovation orientieren“, sagte Reiche. Öffentliche Mittel sollen künftig gezielter in erneuerbare Energien fließen. So sollen beispielsweise Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Anlagen auf Dächern schrittweise entfallen, da sich diese in Kombination mit Batteriespeichern „auch ohne Förderung rechnen“.

„Die bisherigen Erfolge beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind offensichtlich und eine große Leistung für Deutschland – doch die nächsten Schritte werden deutlich schwieriger“, warnte die Ministerin. Sie wies darauf hin, dass Erneuerbare bereits heute oft mehr Strom erzeugen, als gebraucht wird, während in Zeiten mit wenig Wind und Sonne fossile Kraftwerke einspringen müssen. Dies führe zu hohen Systemkosten für Verbraucher und gefährde die Wettbewerbsfähigkeit.

Bericht: Deutschland kann die Kosteneffizienz der Energiewende steigern
Mit dem wachsenden Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien müssen Stromsysteme so umgestaltet werden, dass die Versorgung jederzeit gesichert ist. Dafür sind Investitionen in Übertragungs- und Verteilnetze, Speicher, Reservekapazitäten, Verbindungen zu Nachbarländern sowie Maßnahmen zur Förderung flexibler Stromnachfrage notwendig. Je besser diese Systeme aufeinander abgestimmt sind, desto niedriger können die Gesamtkosten ausfallen.

Der Bericht, erstellt von der Beratungsfirma BET und dem Wirtschaftsforschungsinstitut EWI, schlägt zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung vor – etwa eine bessere Koordination von Stromerzeugung und -verbrauch sowie eine stärkere Nutzung flexibler Verbrauchsoptionen.

„Klimaneutralität zu erreichen wird extrem teuer und komplex sein – deshalb kann eine effizientere Nutzung öffentlicher Gelder die Erfolgschancen erhöhen“, sagte Alexander Kox, Geschäftsführer von BET Consulting.

Einspeisevergütungen für Erneuerbare sollen Gewinnbegrenzung enthalten
Deutschland muss seine Fördermechanismen für erneuerbare Energien an die EU-Strommarktvorgaben anpassen. Förderinstrumente sollen künftig eine Rückzahlungsverpflichtung enthalten, um Überförderung zu vermeiden. Künftige Projekte sollen auf Preissignale reagieren und die Produktion bei Stromüberschuss reduzieren – etwa indem Vergütungen bei negativen Strompreisen entfallen.

Bis 2027 will die Bundesregierung einen „technologieoffenen“ Kapazitätsmarkt einführen, um sicherzustellen, dass ausreichend Reservekraftwerke für Zeiten mit wenig Wind und Sonne bereitstehen. Dabei will sich Deutschland an Erfahrungen anderer EU-Länder orientieren.

Zudem soll die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten beim Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze verstärkt werden. „Wir werden energiepolitische Grenzen in der EU überwinden und das große Kostensenkungspotenzial eines stärker integrierten europäischen Energiesystems nutzen“, erklärte das Ministerium.

Hinsichtlich der Wasserstoffstrategie kündigte das Ministerium an, übermäßig komplexe Regelungen – etwa die EU-Definition von „grünem Wasserstoff“ – zu vereinfachen und durch pragmatische Kriterien zu ersetzen. Niedrigemissions-Wasserstoff solle gleichbehandelt werden. Da sich der Wasserstoffmarkt nicht wie erwartet entwickelt habe, werde Deutschland das Ziel, bis 2030 zehn Gigawatt Elektrolyseleistung aufzubauen, aufgeben und durch ein flexibles Ziel ersetzen.

Industrie und Klimaschutzorganisationen reagieren gemischt
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bezeichnete den Bericht als notwendig, um die Energiewende „wieder auf Kurs zu bringen – sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Wettbewerbsfähigkeit“.

„Das 10-Punkte-Papier von Ministerin Reiche bildet die Grundlage für deutliche Effizienzsteigerungen im Energiesystem, die nun zügig umgesetzt werden müssen“, so der Verband.

Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßte den Bericht und sprach von dringend nötigen Anpassungen der Energiepolitik. Der Fokus müsse sich vom reinen Ausbau hin zu mehr Qualität verschieben.

Die Initiative German CEO Alliance for Climate and Economy nannte die im Bericht enthaltene Prognose eines geringeren Stromverbrauchs ein „alarmierendes Signal“, da sie auf eine fortschreitende Deindustrialisierung hindeute. Eine Senkung der Ausbauziele für Erneuerbare sei der falsche Weg – nötig seien mehr Investitionen in effiziente Ausbauprozesse, Batterien, Smart Meter, Wasserstoff sowie die Elektrifizierung von Wärme und Verkehr.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, die Regierung wolle die Energiewende zwar kosteneffizient gestalten, ignoriere dabei aber langfristige Kosten und Klimaschäden. „Anstatt die dringend nötige Transformation entschieden voranzutreiben, droht der Monitoring-Bericht zum Hebel für energiepolitische Rückschritte zu werden“, sagte Greenpeace. Die Deutsche Umwelthilfe warf dem Ministerium vor, mit der Verlangsamung des Ausbaus der Erneuerbaren und der stärkeren Fokussierung auf Gaskraftwerke „eine fossile Agenda statt eines Realitätschecks“ zu verfolgen.

Erneuerbare sollen bis 2030 80 % des Stromverbrauchs decken
Bereits Anfang des Jahres hatte Ministerin Reiche den „Realitätscheck“ angekündigt, um die Kosten der Energiewende zu begrenzen und Prognosen für den künftigen Energiebedarf sowie die Ausbauziele von Netzen und Erneuerbaren zu aktualisieren. Ihrer Ansicht nach sei der bisherige Ausbau zu wenig auf Kosteneffizienz ausgerichtet gewesen – der Bericht solle helfen, die Energiepolitik „neu zu orientieren“.

Die vorherige Regierung hatte den beschleunigten Ausbau von Wind- und Solarenergie ins Zentrum ihrer Politik gestellt, um den Übergang zu klimaneutralem Strom zu schaffen und frühere Versäumnisse aufzuholen. Der steigende Anteil erneuerbarer Energien führt jedoch zu mehr Eingriffen ins Stromnetz – mit höheren Systemkosten, die letztlich von den Verbrauchern getragen werden.

Deutschland hält weiterhin an dem Ziel fest, bis 2030 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken und bis spätestens 2038 nach dem Kohleausstieg eine nahezu klimaneutrale Stromversorgung zu erreichen.


15 Sep 2025, 13:19 Sören AmelangCarolina Kyllmann| Germany

Quelle: cleanenergywire

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Deutschland wird den Ausbau erneuerbarer Energien an den hinterherhinkenden Netzausbau anpassen und seine Wasserstoffziele senken, um die Kosten der wegweisenden Energiewende zu reduzieren. Bei der Vorstellung des mit Spannung erwarteten „Realitätschecks“ zur Energiewende erklärte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, dass die Regierung künftig neben der Nachhaltigkeit stärker auf Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit achten werde. Branchenverbände begrüßten den Bericht und betonten, dass die im Bericht genannten energiepolitischen Prioritäten notwendig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Umweltorganisationen hingegen kritisierten, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen die Abhängigkeit des Landes von fossilen Brennstoffen erhöhen würden.

Deutschland wird einige ihrer ehrgeizigen Energiewende-Ziele senken – als Reaktion auf den lang erwarteten „Realitätscheck“-Bericht, der darauf abzielt, die Kosten zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit der angeschlagenen Industrie zu verbessern. Das Land wird den Ausbau von Wind- und Solarenergie, Batteriespeichern und Wasserstoff-Elektrolyseuren an den langsameren Fortschritt des Stromnetzausbaus anpassen, erklärte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Künftige erneuerbare Energieprojekte sollen „netzfreundlich“ sein, um sicherzustellen, dass jede erzeugte Kilowattstunde Strom tatsächlich genutzt wird und neue Kapazitäten dort entstehen, wo sie sinnvoll sind, sagte Reiche. Systemkosten sollen künftig eine entscheidende Rolle in der Energiepolitik spielen – wichtiger als die reinen Kosten der Erneuerbaren.

Die Ergebnisse des „Realitätschecks“ zur Energiewende werden die Grundlage für die künftige Politik der Regierungskoalition bilden, bei der Kosteneffizienz ebenso wichtig sein soll wie Versorgungssicherheit und Klimaziele. Reiches Ministerium stellte dazu eine Liste von zehn „zentralen Maßnahmen“ vor, die umgesetzt werden sollen.

„Energiepolitische Entscheidungen dürfen nicht zu Fehlinvestitionen oder Überregulierung führen, sondern müssen sich am Markt, an technologischer Vielfalt und an Innovation orientieren“, sagte Reiche. Öffentliche Mittel sollen künftig gezielter in erneuerbare Energien fließen. So sollen beispielsweise Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Anlagen auf Dächern schrittweise entfallen, da sich diese in Kombination mit Batteriespeichern „auch ohne Förderung rechnen“.

„Die bisherigen Erfolge beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind offensichtlich und eine große Leistung für Deutschland – doch die nächsten Schritte werden deutlich schwieriger“, warnte die Ministerin. Sie wies darauf hin, dass Erneuerbare bereits heute oft mehr Strom erzeugen, als gebraucht wird, während in Zeiten mit wenig Wind und Sonne fossile Kraftwerke einspringen müssen. Dies führe zu hohen Systemkosten für Verbraucher und gefährde die Wettbewerbsfähigkeit.

Bericht: Deutschland kann die Kosteneffizienz der Energiewende steigern
Mit dem wachsenden Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien müssen Stromsysteme so umgestaltet werden, dass die Versorgung jederzeit gesichert ist. Dafür sind Investitionen in Übertragungs- und Verteilnetze, Speicher, Reservekapazitäten, Verbindungen zu Nachbarländern sowie Maßnahmen zur Förderung flexibler Stromnachfrage notwendig. Je besser diese Systeme aufeinander abgestimmt sind, desto niedriger können die Gesamtkosten ausfallen.

Der Bericht, erstellt von der Beratungsfirma BET und dem Wirtschaftsforschungsinstitut EWI, schlägt zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung vor – etwa eine bessere Koordination von Stromerzeugung und -verbrauch sowie eine stärkere Nutzung flexibler Verbrauchsoptionen.

„Klimaneutralität zu erreichen wird extrem teuer und komplex sein – deshalb kann eine effizientere Nutzung öffentlicher Gelder die Erfolgschancen erhöhen“, sagte Alexander Kox, Geschäftsführer von BET Consulting.

Einspeisevergütungen für Erneuerbare sollen Gewinnbegrenzung enthalten
Deutschland muss seine Fördermechanismen für erneuerbare Energien an die EU-Strommarktvorgaben anpassen. Förderinstrumente sollen künftig eine Rückzahlungsverpflichtung enthalten, um Überförderung zu vermeiden. Künftige Projekte sollen auf Preissignale reagieren und die Produktion bei Stromüberschuss reduzieren – etwa indem Vergütungen bei negativen Strompreisen entfallen.

Bis 2027 will die Bundesregierung einen „technologieoffenen“ Kapazitätsmarkt einführen, um sicherzustellen, dass ausreichend Reservekraftwerke für Zeiten mit wenig Wind und Sonne bereitstehen. Dabei will sich Deutschland an Erfahrungen anderer EU-Länder orientieren.

Zudem soll die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten beim Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze verstärkt werden. „Wir werden energiepolitische Grenzen in der EU überwinden und das große Kostensenkungspotenzial eines stärker integrierten europäischen Energiesystems nutzen“, erklärte das Ministerium.

Hinsichtlich der Wasserstoffstrategie kündigte das Ministerium an, übermäßig komplexe Regelungen – etwa die EU-Definition von „grünem Wasserstoff“ – zu vereinfachen und durch pragmatische Kriterien zu ersetzen. Niedrigemissions-Wasserstoff solle gleichbehandelt werden. Da sich der Wasserstoffmarkt nicht wie erwartet entwickelt habe, werde Deutschland das Ziel, bis 2030 zehn Gigawatt Elektrolyseleistung aufzubauen, aufgeben und durch ein flexibles Ziel ersetzen.

Industrie und Klimaschutzorganisationen reagieren gemischt
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bezeichnete den Bericht als notwendig, um die Energiewende „wieder auf Kurs zu bringen – sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Wettbewerbsfähigkeit“.

„Das 10-Punkte-Papier von Ministerin Reiche bildet die Grundlage für deutliche Effizienzsteigerungen im Energiesystem, die nun zügig umgesetzt werden müssen“, so der Verband.

Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßte den Bericht und sprach von dringend nötigen Anpassungen der Energiepolitik. Der Fokus müsse sich vom reinen Ausbau hin zu mehr Qualität verschieben.

Die Initiative German CEO Alliance for Climate and Economy nannte die im Bericht enthaltene Prognose eines geringeren Stromverbrauchs ein „alarmierendes Signal“, da sie auf eine fortschreitende Deindustrialisierung hindeute. Eine Senkung der Ausbauziele für Erneuerbare sei der falsche Weg – nötig seien mehr Investitionen in effiziente Ausbauprozesse, Batterien, Smart Meter, Wasserstoff sowie die Elektrifizierung von Wärme und Verkehr.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, die Regierung wolle die Energiewende zwar kosteneffizient gestalten, ignoriere dabei aber langfristige Kosten und Klimaschäden. „Anstatt die dringend nötige Transformation entschieden voranzutreiben, droht der Monitoring-Bericht zum Hebel für energiepolitische Rückschritte zu werden“, sagte Greenpeace. Die Deutsche Umwelthilfe warf dem Ministerium vor, mit der Verlangsamung des Ausbaus der Erneuerbaren und der stärkeren Fokussierung auf Gaskraftwerke „eine fossile Agenda statt eines Realitätschecks“ zu verfolgen.

Erneuerbare sollen bis 2030 80 % des Stromverbrauchs decken
Bereits Anfang des Jahres hatte Ministerin Reiche den „Realitätscheck“ angekündigt, um die Kosten der Energiewende zu begrenzen und Prognosen für den künftigen Energiebedarf sowie die Ausbauziele von Netzen und Erneuerbaren zu aktualisieren. Ihrer Ansicht nach sei der bisherige Ausbau zu wenig auf Kosteneffizienz ausgerichtet gewesen – der Bericht solle helfen, die Energiepolitik „neu zu orientieren“.

Die vorherige Regierung hatte den beschleunigten Ausbau von Wind- und Solarenergie ins Zentrum ihrer Politik gestellt, um den Übergang zu klimaneutralem Strom zu schaffen und frühere Versäumnisse aufzuholen. Der steigende Anteil erneuerbarer Energien führt jedoch zu mehr Eingriffen ins Stromnetz – mit höheren Systemkosten, die letztlich von den Verbrauchern getragen werden.

Deutschland hält weiterhin an dem Ziel fest, bis 2030 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken und bis spätestens 2038 nach dem Kohleausstieg eine nahezu klimaneutrale Stromversorgung zu erreichen.


15 Sep 2025, 13:19 Sören AmelangCarolina Kyllmann| Germany

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